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NARBENBRUCH

Nach Bauchoperationen kommt es in über 10% der Fälle zum Auftreten einer Lücke in der Bachdeckenmuskulatur, die als Narbenhernie bezeichnet wird. Der Zeitraum des Auftretens ist unterschiedlich, üblicherweise treten diese Narbenbrüche nach 6 Monaten bis 5 Jahren nach der Operation auf. Anfänglich sind diese Brüche klein, werden jedoch unbehandelt im Laufe der Zeit immer größer.

Diagnose

Die Diagnose wird durch die klinische Untersuchung beim Arzt gestellt, gelegentlich kann eine Ultraschalluntersuchung und / oder eine CT Untersuchung als unterstützende Diagnostik verwendet werden.

Symptome

  • Vorwölbung der Bauchwandnarbe oder eines Teiles davon
  • Zunehmende ziehende Schmerzen im Bereich des Narbenbruches
  • Gelegentlich Bauchschmerzen
  • Sind Eingeweide eingeklemmt, treten starke Schmerzen begleitet von Übelkeit und Erbrechen auf (z.B.: Dünndarm, Abb. 1)


Abb. 1: Eingeklemmter Dünndarm


Therapie

Narbenbrüche können sich niemals von selbst zurückbilden, sondern werden mit der Zeit kontinuierlich größer. Um eine mögliche Einklemmung von Eingeweiden zu vermeiden, sollten Narbenhernien operativ versorgt werden. Durch den Einsatz moderner Operationsverfahren kann die Narbe mit Kunststoff verstärkt werden, um so das Wiederauftreten eines Narbenbruches weitgehend zu vermeiden.

Die operative Versorgung ist bei kleinen Hernien mit einer direkten Naht möglich. Bei größeren Bruchlücken wird eine Kunststoffverstärkung eingesetzt, um das Wiederauftreten des Bruches möglichst zu verhindern. Je nach Bruchgröße und Lokalisation in der Bauchdecke stehen unterschiedliche Kunststoffnetze und Operationsverfahren zur Verfügung. Als Kunststoffe werden Polyester- oder Polypropylennetze verwendet. Um ein Verrutschen der Netze zu verhindern werden diese mit verschiedenen Befestigungselementen und/oder Nähten im Gewebe fixiert (Abb. 2).


Abb. 2: Fixiermöglichkeiten der Kunststoffe


  • Laparoskopische Kunststoffverstärkung

Für dieses schonende Operationsverfahren sind mehrere kleine (5mm oder 1cm) Incisionen erforderlich (Abb. 3).


Abb. 3: Laparoskopische Incisionen (rot) bei einer Bruchpforte im Mittelbauch


Mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) können sodann die einzelnen Bruchpforten mit einer Kamera genau eingesehen werden und von Verwachsungen mit Bauchorganen (z.B. Bauchfett, Abb. 4) befreit werden (Abb. 5).


Abb. 4: Bauchfett in der Bruchlücke fixiert



Abb. 5: Nach Lösung des Bauchfetts ist die Bruchlücke gut erkennbar


Anschließend wird ein Kunststoff vom Bauchinnenraum an der Bauchwand mit Nähten fixiert (Abb. 6).


Abb. 6: Der Kunststoff wird über die Lücke platziert und primär mit Nähten fixiert.


Um das Verrutschen des Kunststoffes zu vermeiden, werden anschließend mehrere resorbierbare Fixierelemente zur flächenförmigen Fixation des Kunststoffes verwendet (Abb. 7). Durch den minimalen Zugangsweg von 3 – 5 kleinen Incisionen ist die postoperative Wundfläche deutlich kleiner als bei den offenen Verfahren.



Abb. 7: Flächenförmige Fixation des Netzes mit resorbierbaren Fixierelementen (violett)


  • Offene Kunststoffverstärkung

Bei dieser Operation wird das instabile Narbengewebe mit Kunststoff verstärkt, indem der Kunststoff in die Bauchdecke mit weiter Überlappung über das Narbengewebe eingebracht wird. Hierbei gibt es verschiedene Kunststoffpositionen (zwischen den Muskelschichten oder auf die Muskelfaszie aufgenäht), die je nach Narbenbruch und Patientenkonstitution zur Anwendung kommen (Abb. 8).


Abb. 8: Darstellung der verschiedenen Netzpositionen in der Bauchdecke


Ausgedehnte Narbenbrüche

Nicht versorgte Brüche werden mit der Zeit größer (Abb. 9) und können unter Umständen eine extreme Größe annehmen (Abb. 10). Hier ist die Versorgung meist nur in offener Technik möglich, jedoch auch bei diesen sehr ausgedehnten Brüchen gelingt es in spezialisierten Abteilungen sehr zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen (Abb. 10).


Abb. 9: Mittelgroße Narbenhernie



Abb. 10: Extrem große Narbenhernie, die bis zu den Knien reicht. Die rechte Seite zeigt die Patientin eine Woche nach der Operation


Komplikationen

Durch die Möglichkeit der Einklemmung von Eingeweiden (Inkarzeration) können Narbenbrüche zu einer lebensbedrohlichen Komplikation führen. Dabei kann es zu einer Mangeldurchblutung der eingeklemmten Darmschlingen kommen, was ein Absterben des betroffenen Darmes zur Folge haben kann. Diese Einklemmung ist äußerst schmerzhaft und muss innerhalb weniger Stunden operativ versorgt werden.
Die Operationen von Narbenhernien sind der Größe der Bruchpforte entsprechend einfach bis sehr aufwendig. Intraoperative Komplikationen sind selten, bei starken Verwachsungen des Dünn- und Dickdarms im Bereich des Bruches kann es allerdings zu Verletzungen dieser Organe kommen. Postoperativ ist vor allem bei größeren Bruchoperationen durch den neu erfolgten Bauchdeckenverschluss in den ersten Tagen mit Schmerzen im Bereich der Narbe zu rechnen. Diese können jedoch mit schmerzstillenden Medikamenten weitgehend reduziert werden, sodass die Patienten bereits nach wenigen Tagen nach der Operation in häusliche Pflege entlassen werden können.
Sehr selten, aber umso unangenehmer ist eine Wundinfektion. In diesen Fällen kann es zu einer Mitbeteiligung des Kunststoffes kommen, wobei dieser infizierte Kunststoff unter Umständen entfernt werden muss.

Prognose

Durch diese modernen Operationsverfahren, die patientenorientiert zur Anwendung kommen, ist ein Neuauftreten eines Narbenbruches mit einem Prozentsatz von unter 5% als selten einzustufen. Körperliche und sportliche Aktivitäten sowie das Tragen und Heben schwerer Lasten sollten für mindestens drei Wochen unterlassen werden. Danach hat eine patientenorientierte Belastungssteigerung zu erfolgen. Ebenso ist eine sportliche Aktivität nach 2 - 3 Wochen Regeneration möglich, wobei anfänglich mit gleichförmigen Bewegungen wie z.B. Laufen oder Radfahren begonnen werden sollte. Ist dies ohne Ziehen im Operationsbereich möglich, können nach einer weiteren Woche auch bauchdeckenbelastenderen Aktivitäten wie z.B. Tennis oder Skifahren durchgeführt werden.

Zusätzlich ist bei übergewichtigen Patienten empfehlenswert, bereits vor der Operation oder spätestens nach der Operation das Körpergewicht zu reduzieren, um das Risiko des Neuauftretens des Bruches möglicht gering zu halten.

 

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