GALLENBLASENSTEINE / GALLENBLASENENTZÜNDUNG
Gallensteine stellen ein häufiges Krankheitsbild dar, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Zu den häufigsten prädisponierenden Faktoren zählen das Alter, das Vorliegen einer Schwangerschaft, Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus. Die Gallenblase kann durch Entzündung oder Steine zu unter Umständen heftigen, kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch führen. Nach entsprechender Diagnostik ist je nach Veränderung der Gallenblase in vielen Fällen deren Entfernung erforderlich. Durch den Einsatz moderner chirurgischer Techniken ist dies jedoch zumeist nur mehr mit geringen Schmerzen und einem kurzen Spitalsaufenthalt verbunden. Nach Entfernung der Gallenblase ist vorübergehend eine fettarme Diät empfehlenswert, jedoch bereits nach wenigen Wochen ist diese Kosteinschränkung nicht mehr erforderlich.
Diagnose
Ultraschall: Mit der Sonographie des (rechten) Oberbauches können Veränderungen der Gallenblase sehr gut identifiziert werden. Selbst kleinere Steine in der Gallenblase oder entzündliche Veränderungen sind mit dieser Untersuchung gut zu erkennen. Labor: Mit der Blutuntersuchung können anhand von Leberwerten und dem Nachweis von Entzündungszellen Erkrankungen der Gallenblase und der Gallenwege festgestellt werden.
Symptome
- kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch (unter Umständen mit Schmerzausstrahlung in die rechte Schulter)
- gelegentlich Übelkeit und Erbrechen
- bei Entzündung der Gallenblase kann es auch zu Fieber kommen
- bei Steinabgang in den Gallengang kann es durch Rückstau der Gallenflüssigkeit zur „Gelbsucht“ (Ikterus) kommen.
- unspezifische Beschwerden sind: Völle und Druckgefühl im rechten Oberbauch, Blähungen oder Unverträglichkeit von fettreichen Speisen
Therapie
Die Therapie der Wahl ist die laparoskopische Entfernung der Gallenblase. Dies ist insofern in vielen Fällen notwendig, da kleinere Steine der Gallenblase in den Gallengang treten können und diesen verlegen. Bei größeren Steinen ist nicht selten eine entzündliche Reaktion der Gallenblasenwand mit entsprechender Symptomatik vorliegend. Die konventionelle Entfernung der Gallenblase mittels Hautschnitt entlang des rechten Rippenbogens ist dann erforderlich, wenn durch starke Entzündung oder durch Verwachsungen (z.B.: aufgrund von Voroperationen) das laparoskopische Verfahren nicht durchführbar ist. In manchen Fällen wird erst intraoperativ der Schweregrad der Entzündung oder das Vorliegen von massiven Verwachsungen eingesehen, weshalb in der Folge vom laparoskopischen Verfahren auf die offene Technik gewechselt werden muss.
- Laparoskopische Cholecystektomie (Gallenblasenentfernung)
Bei dieser schonenden, minimal invasiven Operationstechnik werden lediglich vier kleine Hautschnitte im Nabelbereich bzw. im rechten Oberbauch und in der Mittellinie oberhalb des Nabels benötigt. Über diese wird unter Einbringung von Gas (CO2) die Bauchdecke angehoben und die Abdominalhöhle inspiziert (Laparoskopie = Bauchspiegelung). Anschließend wird die unter der Leber befindliche Gallenblase aus der Verbindung mit der Leber gelöst und der zum Hauptgallengang führende Verbindungsgang (Ductus cysticus) sowie die die Gallenblase mit Blut versorgende Arterie (A. cystica) freipräpariert.
laparoskopische Cholecystektomie
Mit kleinen nicht resorbierbaren Titanclips werden diese beiden Strukturen verschlossen und anschließend durchtrennt. Die Gallenblase ist nun völlig aus ihrer Umgebung gelöst und kann über eine der kleinen Öffnungen der Bauchdecke (z.B. im Nabelbereich) geborgen werden. Sollten größere Gallenblasensteine vorliegen, ist die Öffnung auf die Größe der Steine zu erweitern. Dieser Bauchwandschnitt wird mit Bauchdeckennähten verschlossen und kann in den ersten Tagen nach der Operation bei Bewegung der Bauchdecke zu leichten Schmerzen führen. Die Stelle, an der die Gallenblase aus der Leber abgetrennt wurde, wird sorgsam mit Spülflüssigkeit gereinigt und kleinere Blutungen werden gestillt. Gelegentlich wird eine Kanüle im Operationsbereich belassen, um Flüssigkeitsreste besser aus dem Körper leiten zu können. Diese Drainage wird je nach Fördermenge in den ersten Tagen nach der Operation entfernt. Am Operationsende wird das CO2 abgelassen und die kleinen Schnitte der Bauchdecke werden mit Hautnähten verschlossen. Nach der Operation sind nur ein bis zwei Tage Spitalsaufenthalt erforderlich. Durch die kleinen Bauchdeckenschnitte sind Belastungen bereits nach ca. 14 Tagen unbedenklich möglich. Ebenso ist nur in den ersten Wochen nach der Operation eine fettarme Diät empfehlenswert, danach bestehen keine weiteren Einschränkungen.
In seltenen Fällen ist die laparoskopische Entfernung der Gallenblase aufgrund von Verwachsungen durch Voroperationen oder Entzündungen nicht möglich. Ebenso können anatomische Unklarheiten oder eine intraoperativ aufgetretene stärkere Blutung das Umsteigen auf das offene Verfahren notwendig machen.
Dabei wird mittels Hautschnitt entlang des rechten Rippenbogens und Durchtrennung der Bauchdeckenmuskeln die Bauchdecke eröffnet. Dieser Schnitt stellt auch den wesentlichen Unterschied gegenüber dem laparoskopischen Verfahren, wodurch postoperativ vermehrt Schmerzen in der Operationswunde auftreten. Die Gallenblase wird wie beim laparoskopischen Verfahren aus ihrer Umgebung freipräpariert und der Verbindungsgang zum Hauptgallengang (Ductus cysticus) sowie die Gallenblasenarterie (A. cystica) werden durchtrennt. Dieses Verfahren wird auch dann erforderlich, wenn präoperativ oder intraoperativ Steine im Hauptgallengang (Ductus choledochus) diagnostiziert werden. In diesen Fällen wird der Hauptgallengang eröffnet und die Steine entfernt. Abschließend wird eine Drainage ins Operationsgebiet eingelegt, die einige Tage darin belassen wird. Die Bauchdecke wird mit Muskel- und Fasziennähten verschlossen und die Haut wird mit Naht oder Klammern wiedervereinigt. Postoperativ ist mit ca. einem einwöchigen Spitalsaufenthalt zu rechnen, danach ist für weitere 2-3 Wochen körperliche Schonung einzuhalten.
Komplikationen
Gallenblasensteine führen zu rezidivierenden Choliken im rechten Oberbauch und sind deshalb für den Patienten sehr belastend. Weiters besteht gerade beim Vorliegen von sehr kleinen Steinen das Risiko, dass diese in den Hauptgallengang treten und dort den Gallenabfluss behindern. Neben der daraus resultierenden „Gelbsucht“ kann in sehr unangenehmen Fällen durch Verlegung des Bauchspeicheldrüsenganges eine leichte oder schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung auftreten. Bei den Operationen der Gallenblase sind sowohl beim offenen als auch beim laparoskopischen Verfahren Komplikationen allerdings sehr selten. Durch Entzündungen oder anatomische Variationen kann es jedoch zu Verletzungen von Nachbarorganen kommen. Hiervon können Magen, Zwölffingerdarm, Dünn- und Dickdarm sowie der Hauptgallengang betroffen sein. Die meisten Verletzungen werden intraoperativ erkannt und versorgt. Nur in ganz seltenen Fällen können diese Verletzungen intraoperativ nicht eingesehen werden, wodurch eine neuerliche Operation erforderlich wird.
Prognose
Nach Entfernung der Gallenblase kommt es zu keiner Veränderung der Verdauung, lediglich in den ersten postoperativen Wochen sollte fettreiche Nahrung vermieden werden. Danach sind diätetische Einschränkungen nicht mehr erforderlich.
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